Vom ersten Tag an war der Alltag im Gefängnis monoton strukturiert. Um 6:15 Uhr klopfen die Justizvollzugsbeamten lautstark gegen die stählerne Zellentüre, so stark, dass man bereits von dem ersten Klopfen des 20 Türen weit entfernten Mitinsassen wach wurde.
Als hätte das nicht ausgereicht, wurde man daraufhin auch noch durch die Zellen-Guck-Klappe lautstark dazu aufgefordert aufzustehen.
Da saß man nun, völlig verschlafen, aus den Träumen gerissen, die einem die einzige Chance der Flucht aus der harten Realität boten.
Man hört die Vögel „zwitschern“ und Tauben „gurren“, doch blickt durch das ca. 60×60 cm große vergitterte Fenster, auf eine mit Stacheldraht besetzte Betonmauer.
Ungewissheit über den eigenen Verbleib und das noch nicht ausgesprochene Urteil breitet sich aus.
Das Hungergefühl setzt ein und man spielt mit dem Gedanken, das Brot vom Vorabend zu essen, doch lässt es liegen, da das Mittagessen schonmal so mager ausfallen kann, dass man sich wünscht eine weitere Scheibe trockenes Brot mit Margarine bestrichen zu essen zu haben. Der Höhepunkt des Tages ist die Freistunde. Wenn man 23 Stunden am Tag weggesperrt wird, bleibt einem nicht viel worauf man sich freuen kann.
Den Rest der Zeit verbringt man damit Bücher zu lesen, Zellensport zu treiben, seine Gedanken in Worte zu fassen, sich mit anderen Häftlingen durchs Fenster zu unterhalten oder eben zu schlafen.
Verfasser: J-L B