Leitbild

Der Hamburger Fürsorgeverein bietet sozialpädagogische Unterstützung für ein selbstbestimmtes Leben, indem wir dabei helfen, die eigene Existenz nicht (wieder) durch Straftaten, problematischen Suchtmittelkonsum, Wohnungsverlust oder Verlust existenzsichernder Leistungen zu verlieren.

Der Verein setzt sich für eine Gesellschaft ein, die allen Menschen eine materielle Absicherung gewährt und insbesondere Wohnungslosigkeit, aber auch Straffälligkeit, als nicht nur individuelles Fehlverhalten betrachtet, sondern Strukturen als Problem benennt. Dabei vertreten wir ein humanistisches Weltbild auf der Grundlage universeller Menschenrechte. Wir fordern die Absenkung von Zugangshürden zu Sozialleistungen (Beispiel) sowie gesellschaftlicher Teilhabe und wissen, dass eine gesicherte Wohnung zu den grundlegendsten Bedürfnissen gehört. Wohnraumversorgung darf nicht nur eine individuell-sozialpädagogische, sondern muss eine politische Aufgabe sein. Wir fordern einen rationalen Umgang mit Kriminalität. Das bedeutet für uns, dass wir uns Tendenzen verweigern, die die Schuld für verschiedene gesellschaftliche Probleme auf straffällig gewordene, arme und migrantischeMenschen oder andere soziale Randgruppen verschiebt und eine restriktive Sicherheitspolitik als Lösung anbietet. Rationale Kriminalpolitik bedeutet auch, dass wir uns dafür einsetzen, Ersatzfreiheitsstrafen abzuschaffen und auf die Legalisierung von Betäubungsmitteln hinwirken.

Wir sehen den gesellschaftlichen und biografischen Hintergrund von Straffälligkeit, doch unterschätzen nie den individuellen Beitrag und fordern stets Verantwortungsübernahme für das eigene grenzüberschreitende Handeln ein. Wir schließen in der Arbeit niemanden aufgrund der Straftaten aus. Eine bedeutende Rolle in der Reintegration Straffälliger spielt das bürgerschaftliche (zivilgesellschaftliche) Engagement, das sich für Inhaftierte als individuelle Menschen interessiert und eine Verbindung der Welten vor und hinter den Gefängnismauern eröffnet – auch um Stigmata aufzubrechen Die Freiwilligkeit unserer Angebote stärkt die durch die Haft verloren gegangene Autonomie inhaftierter und entlassener Menschen.

Wir arbeiten bedarfsorientiert und bieten gleichberechtigte Hilfe zur Selbsthilfe. Die Lebenswege und die selbstbestimmten Entscheidungen der Klientel stehen im Mittelpunkt. Wir arbeiten konsequent teamorientiert, mit festen Strukturen, jedoch großem Vertrauen in die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden. Mit viel Humor und gegenseitiger Unterstützung innerhalb der Teams versuchen wir, den gesellschaftlichen Zumutungen und dem Leid vieler Klient*innen zu begegnen, ohne zu resignieren. Wir arbeiten vernetzt und kooperativ und fördern den kollegialen Austausch in einem weiten Feld, da der persönliche Kontakt die Arbeit einfacher und schöner macht.

Trotz eines heute unmodernen und paternalistisch klingenden Namens halten wir an dem Begriff Fürsorge fest. Wir verstehen darunter das verbindende Moment der aktiven Bemühung um unterstützungsbedürftige Menschen.

Bei all dem ist unsere Basis, die ständige Reflektion unserer Machtpositionen und Normvorstellungen in der alltäglichen Arbeit.

Wir wünschen uns für die Zukunft eine größere Diversität im Haupt- und Ehrenamt, die der Vielfalt der Lebensentwürfe unserer Klientel entgegenkommt.

Stand 9/2023 nach einem Teamtag aller hauptamtlichen Mitarbeitenden.

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